There are many ways to describe Abkhasia. 2021 / Rosa Schönthal 2021
2016 war ich über die ARTAS Foundation eingeladen, im Ausstellungsraum SKLAD in Abchasien an der Ausstellung OPEN AIR GAMES teilzunehmen. Kuratiert wurde die Ausstellung von Asida Butba und Tanya Ergunova. Ich zeigte eine Diashow mit Collagen zum Bergsturz von Frank.
Als ich die Frank Slide Show Installation aufbaute, schien es mir plötzlich, dass die Arbeit weder eine Verbindung zum Ausstellungsraum noch zu dem Land, in dem ich mich befand, aufbauen konnte. Etwas fehlte. Ich hatte das Gefühl, dass Steine auf dem Boden vielleicht die Atmosphäre verbessern könnten. Ich ging dann zum Strand und schaute mich um. Ich war immer schon fasziniert von Backsteinen, welche durch das Wasser des Meeres rund geformt wurden - etwas, was man an den meisten Stränden findet. Ich fand viele und entschied mich, diese steinförmigen Lehmziegel in den Ausstellungsraum zu bringen.
Wenn man aus Georgien nach Abchasien reist, gibt es kaum Verkehrsmittel, wir mussten alle unsere Besitztümer über die Grenze und eine Brücke tragen. Deshalb konnte ich die gesammelten Steine nicht mitnehmen, ich fotografierte sie einzeln. Später druckte ich die Fotos aus, um die ausgeschnittenen Steine für Collagen zu verwenden. Dabei bemerkte ich, dass Reste der Bilder ein eigenartig kohärentes Bild für mein Erlebnis in Abchasien zeigten.
Ein nicht mehr genutzter Kuhstall in den Hügeln des Schönthals im Baselland eröffnete Möglichkeiten, über Skulptur und Installation nachzudenken. Da es in dem Stall keine Elektrizität gibt, war das vorhandene oder eben gerade nicht vorhandene Licht der Ausgangspunkt der Überlegungen. Alle verputzten Wände des Stalles wurden rosa bemalt. Die meisten der darin präsentierten Objekte stammten aus meinem Lager. Zum Teil wurden ältere Arbeiten wie "Schwander's Monde" in einer neuen Form installiert, andere Skulpturen wurden recycelt, indem sie auseinandergenommen und als Einzelteile im rosa der Wände bemalt wurden.
Andreas Fiedler: Mit der Ausstellung Rosa Schönthal planst du, dein künstlerisches Schaffen als Bildhauer zu überprüfen. Tja, eine Zeichnerin zeichnet, ein Maler malt, eine Fotografin fotografiert – aber was macht eigentlich ein Bildhauer?
Markus Schwander: Ich haue nie Stein. Trotzdem verbindet die Berufsbezeichnung «Bildhauer» mich mit einer Tradition, derer ich mich bediene und die ich immer wieder zu erweitern versuche. Im Unterschied zu den grossen kunsthistorischen Erzählungen, in denen neue Kunstformen erfunden werden, welche die alten ablösen sollen, etwa Medienkunst oder Installationskunst, verstehe ich die Erweiterung künstlerischer Methoden eher als tägliche Angelegenheit. Das Austesten von Grenzen dient dazu, die Kunst selbst und uns Menschen besser zu verstehen. Der Stall ist durchaus ein Erlebnisraum, je nach Lichteinfall können unglaubliche Variationen der Farbe Rosa entstehen. Es lohnt sich, den Augen Zeit zu lassen. Die Farbe macht aber auch eine Funktionsveränderung des Ortes sichtbar. Die hölzernen Teile zeigen ihre skulpturale Qualität, die Konstruktion des Daches wird zum Bild.
Andreas Fiedler: In deiner künstlerischen Arbeit wird die Frage nach dem Bezugsrahmen immer wieder gestellt. Mikro- und Makroebene werden in dieser Ausstellung bestimmt in Bewegung bleiben. Sei es mit den Skulpturen – neben den schon erwähnten überdimensionierten Kaugummis beispielsweise auch Möbelstücke, denen du ihre Funktionalität entzogen hast – oder mit dem rosa gestrichenen Stallraum mitten in einem Skulpturenpark.
Markus Schwander: Den rosa Stall nutze ich als Modellraum, in dem ich – wie die Künstler*innen des Skulpturenparks in der Landschaft – mit Gegenständen Räume spürbar machen kann. Im Unterschied zu den grossen und oft sehr schweren Skulpturen in der Landschaft kann ich die Dinge von Hand verschieben, Konstellation ausprobieren, Skulpturen verstecken oder an die Balken hängen. Es ist also eine Art Spielplatz für die dreidimensionale Kunst.
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