untitled, chewed 1999–heute
Seit 1999 entstehen in unregelmässigen Abständen Skulpturen nach den Vorbildern von gekauten Kaugummis. Grössere Installationen waren 2002 an der EXPO.02 und 2006 im FRI-ART in Fribourg zu sehen. Neben den bunten glänzenden Teilen entstanden zeitweilig auch solche aus Beton und schwarzem Gips. Neuzusammenstellungen wurden 2014 im Rehmann Museum in Laufenburg, 2016 an der KUNST Zürich und 2020 im Schloss Untergröningen gezeigt.
„Schwander kaut Kaugummis, als ob so das Denken in Bewegung gehalten werden könnte. Wenn die farbige Gummimasse allmählich ausbleicht und sich die Substanz verhärtet, wird der Chewing Gum ausgespuckt und im Atelier zu den anderen gelegt und als potentielle Form archiviert. Der Kaugummi steht für einen irreduziblen Rest. Bei der Modellierung des Objektes und der aufwändigen Bearbeitung seiner Oberfläche kommt die Arbeit der Hände ins Spiel. Dem Greifen der Hände nach einem Gegenstand scheint das Begreifen und Verstehen eines Objektes und seiner Form analog zu sein.“
Maja Naef, 2004 in: Kunstbulletin 10/04
„Markus Schwander fragt in seinen skulpturalen Arbeiten immer wieder nach dem Bezugsrahmen eines Werkes. Seine Objekte definieren ihren Ort in völlig autonomer Weise und setzen dem realen Ausstellungsraum eine fiktive, spezifische Realität entgegen. Seine Skulpturen, beispielsweise die extrem überdimensionierten Kaugummis oder die ihrer Funktionalität entzogenen Möbelstücke, widersetzen sich in ihrer Modellhaftigkeit einer eindeutigen Lesbarkeit, suchen und bewahren sich in der vom Künstler arrangierten Situation eine eigenartige Autonomie.“
Andreas Fiedler, 2003 in: Really Real, ARK (Hg.)
„Obwohl die Kaugummi-Skulpturen vielleicht an Pop Art als Zelebrierung des Alltäglichen in einer modernistischen Gebrauchsgüterkultur erinnern, interessiert sich Schwander mehr für das Ding bevor oder nachdem es Wert erhalten hat. Als alltägliche und populäre Form des Abdrucks ist Kaugummi ein minderwertiges und unbedeutendes Material. Die Form als Vorlage für die Skulpturen wird einzig durch die Kaudauer bestimmt, nämlich durch den Moment, in dem der Geschmack des Kaugummis verschwindet. In diesem Sinne sind sie Leerstellen ohne grosse Wichtigkeit und nur kurze Zeit brauchbar. Markus Schwander verwandelt diese ekelhaften und wertlosen Dinge in ästhetische und verführerische Objekte. Es entsteht eine Änderung des Wertes durch den Wechsel der Sinne, denn sobald der Geschmack keine Funktion mehr hat, bekommt das Visuelle neue Bedeutung. Als Material kann Kaugummi jede beliebige Form annehmen; infolge des Abgiessens in Kunststoff oder Bronze wirkt die glänzende und pastellfarbene Plastik eindeutig künstlich, aber durch die organische Form gleichzeitig naturähnlich.“
Felicity Lunn, 2009 in: Jurybericht, Kunstkredit Basel-Stadt
„Die für das SAC – Projekt entwickelten Skulpturen gehen beispielsweise von der alltäglichsten und populärsten Form des Abdrucks aus: dem gekauten und ausgespuckten Kaugummi. Der Künstler nimmt für jede Plastik einen anderen Kaugummi als Modell, das er in einen grösseren Massstab übersetzt, mit gefundenen Steinen verschiedener Grösse oder mit einem Kristall kombiniert und schliesslich mit Beton abgiesst. Das Abgiessen der Plastik hat eine Vereinheitlichung zur Folge, die den Unterschied zwischen dem modellierten Teil und den hinzugefügten Steinen, zwischen Kunst und Natur zwar vermischt, aber nicht ganz zum Verschwinden bringt.“
Claudine Metzger: 2009 in: Wanderziel Kunst: Ein- und Aussichten
9 Maja Naef, Kauen, pausen, pfropfen, Kunstbulletin 10, 2004
9 Claudia Spinelli, Plastische Denkspiele, Kunstbulletin, 1995
9 Felicity Lunn, Kunstkredit Basel-Stadt: Markus Schwander, 2009
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